Die Sache mit Max by Judith Simon-Graf

Die Sache mit Max by Judith Simon-Graf

Autor:Judith Simon-Graf
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Liebe, Frauen, Liebesroman, Frauenroman, Frauengeschichte, Beziehung, Kurzgeschichte
ISBN: 9783958654488
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2014-12-12T00:00:00+00:00


Flieger

Kommt der Knick nun hier hin?

Sandra zögerte. Ob sie die Falz nun ziehen sollte oder nicht, diese Entscheidung wollte sie eigentlich Max überlassen. Doch als sie deshalb fragend zu ihm herüberschaute, nuschelte dieser nur, falzte und knickte emsig an seinem eigenen Flieger herum und Sandra überprüfte unverrichteter Dinge selbst, ob auch wirklich Ecke auf Ecke lag.

Ja, lag sie. Sandra entschied und zog die Falz. Ihr Fingernagel stemmte sich schmerzhaft ins Nagelbett, Sandra hatte das Gefühl, durch den Zug von rechts nach links würde ihr Nagel beinahe abgerissen. Dieses Gefühl erinnerte sie unangenehm an ihre drei abgenommen Fußnägel. Die und die damit einhergegangenen, geradezu einmaligen Schmerzen und jeder Menge Arztbesuche, Verbandswechsel und Eispackungen während einer Dauer von fast eineinhalb Jahren, prägten Sandras Fuß- und leider auch Fingernagelsensibilität und gaben ihr manchmal, so wie gerade jetzt, dieses gewisse Gefühl. Sandra musste sich schütteln und falzte vorsichtiger.

Als beide Flieger fertig waren, setzte Sandra frischen Kaffee auf. Max saß am Küchentisch und schwieg. Die Heizung bollerte und die magere Wintersonne begleitete das Kaffeemaschinenblubbern in frühsonntäglicher Stille. Max erhob sich irgendwann, öffnete das Küchenfenster, stellte sich davor und startete seinen. Er hatte nichts gesagt, nicht einmal darauf gewartet, bis Sandra zum Fenster stürzen konnte, um den Flug zu verfolgen. Als sie sich schließlich neben ihm durch die Fensterfüllung beugte, weit vor und für Außenstehende ziemlich waghalsig, konnte sie gerade noch eine weiße Schwanzspitze hinter der Häuserwand verschwinden sehen. Sandra stellte sich in Position, holte aus und ließ den zweiten Flieger, nämlich ihren, gleiten. Das heißt natürlich, er sollte schon gleiten, so war es geplant, er tat aber selbiges leider nicht, trudelte stattdessen in hilflos spiralförmigen Kreisbewegungen gen Boden, landete in dem von Sandra liebevoll mit Tannenzweigen zugedeckten Rosenbeet und blieb dort wie eine gnadenlos verspätete Rose liegen. Sein Blutrot leuchtete obszön zu ihnen herauf. Nur ein wenig weiter rechts, neben dem Beet, lag im Gras ein anderer Flieger. Azurblau und vorwurfsvoll schien er zu ihnen hinaufzuschielen.

Max, nun hör schon auf zu lachen!

Sandra schritt gemessen aus der Küche. Sie tauchte wenig später mit einem gelben Bogen Papier wieder auf. Nein, natürlich läge es nicht an der Farbe, eher am Mangel fachlicher Anleitung durch ihn, Max, und überhaupt, von seinen Albernheiten würde es ihr bestimmt nicht gelingen und er solle ihr doch ausnahmsweise einmal konstruktiv helfen! Und so stellte sie sich ein weiteres Mal an den Küchentisch und probierten es erneut. Max saß da, schlürfte seinen Kaffee und gab Anweisung. Sandra versuchte verzweifelt, noch genauer zu arbeiten und studierte immer wieder akribisch die Anleitung für Kunstflieger 24 a). Max schaute sich ihr Bemühen eine Weile an, stellte sich dann hinter sie, schlang beide Arme um sie herum und begann, ihre Hände zu führen. Dicht drängte er sich von hinten an sie heran, seine schweren Pranken verdeckten ihre Hände, ihr Rücken wurde durch seine Nähe gewärmt, ja, beinahe zuviel gewärmt, fand Sandra, denn ihr wurde ganz heiß und schwach und unkonzentriert und sie ließ sich, wider ihres Widerwillen, führen.

Max’ Herzschlag pflanzte sich in ihrer Wirbelsäule fort, Sandras eigener



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